26. Oktober 2008

der zahn der zeit


nagt er, gehen wir mit, oder gibt es einen wendepunkt - für jeden neu definiert - von dem an die zeit nach hinten losgeht?

jüngst setzt sich die NEON mit gefühltem alter, verantwortung und älter werden auseinander. um jedoch zu fühlen, wie man älter wird, muss man diese ausgabe nicht aufgeschlagen haben. allein die tatsache, dass man im besitz der NEON ist, sagt schon: zielgruppe 30+, voll drin.

aber natürlich gibt es schlüsselerlebnisse. meine uni wurde gestern 15 länze alt. ich bin im oberen drittel der absolventen, jahrgangstechnisch. nette veranstaltung, schönes wiedersehen. es gab essen, einen neuen überdachten raucherbereich, und fleissige erstsemester mit biertabletts. und da: darf es für SIE auch noch eins sein? bitte? ich hab grad SIE verstanden. gott sei dank wird mir kein sitzplatz angeboten. ich ärgere mich über dieses gesieze.


warum jedoch? wieso sind wir anfang 30er so schizophren? wir möchten bitte geduzt werden, lässig und jugendlich rüberkommen, keinen platz in der ubahn und keine schrägen blicke, wenn wir noch unsere klamotten bei h&m kaufen. wir möchten aber trotzdem verdammt ernst genommen werden, natürlich auch von unseren chefs, denn wir wissen es eigentlich besser. wir möchten dicke kohle verdienen und große autos fahren. wir möchten erwachsen sein, und dann aber auch wieder nicht. eltern dürfen gerne noch großzügige geschenke machen, sich aber nicht mehr in das leben einmischen - das können wir doch bitte alleine entscheiden. und familie finden wir toll, nur noch nicht jetzt, sondern erst, wenn wir groß und bereit dafür sind.

es gibt die unglaublichsten auswüchse an spätjugendlichem wahnsinn zu verzeichnen, und man muss nur einmal durch den bekanntenkreis blicken. einer zieht nach jahren der alleinig geführten wohnung wieder in eine 3er männer wg. andere ziehen jeden samstag wild saufend um die häuser, um wie teenager nachher im schlimmsten pub der stadt zu versacken - in gesellschaft von teenagern, wohlbemerkt. andere geben ihr gehalt für spielekonsolen aus und gehen nicht mehr ins fitness-studio, weil man neuerdings seinen body vorm fernseher stählt.

die älteren generationen über uns verstehen uns nicht mehr. können nicht nachvollziehen, warum wir nicht sparen wollen. warum wir kredite für scheisse aufnehmen. warum wir nicht einfamilienhäuser auf dem dorf kaufen möchten. und dabei sind wir doch gar nicht so anders wie sie - nur ein paar dekaden weiter. sie waren ja schliesslich auch ganz anders als ihre eltern, haben für ihre zeit vollkommen verrückte dinge getan. vielleicht muss man alles einfach in realation sehen.

im grunde sind wir gar nicht so zwiegespalten, sondern gerade nur dabei, unsere eigene definition von älter-werden zu schaffen. gerne auch mal einen schritt zurück, um entspannter nach vorne zu gehen. freitag-taschen beim kunden, turnschuhe zur hochzeit und vodka redbull als aperetiv gehören einfach zu uns, und wir möchten es nicht missen. die jüngeren generationen werden vermutlich anders sein wie wir, wenn sie 30 werden, und für uns total unverständliche dinge tun.

ist doch eigentlich schön, dass wir so sind. oder?