20. August 2007

zitat des tages

wenn man sagt, daß man einer sache grundsätzlich zustimmt, so bedeutet es, daß man nicht die geringste absicht hat, sie in der praxis durchzuführen.

(otto von bismarck - deutscher staatsmann, 1815-1898)

9. August 2007

wonderdrug.com



man lernt ja immer dazu, und staunt nicht schlecht, wenn man auf der reise ist. vorallem hier, im land der unbegrenzten moeglichkeiten. hier, wo aspirin nicht eine kopfschmerztablette, sondern WONDERDRUG ist, fuer jeden erhaeltlich, in 50er, 100er, 200er oder 1000er rationen. fuer nicht mehr als 9 dollar, und zack: eine handvoll eingeschmissen und weiter gehts. pflaster gibts hier in antibiotika getaucht (blasen heilen so wirklich fantastisch!) und auf einen mueckestich pappt man einfach mal freiverkaefliches fettes kortison. was solls, sterben tun wir ja eh irgendwann.

nur das mit dem rauchen, das ist nicht so fein, zumindest nicht in der stadt, die niemals schlaeft (und niemals raucht). ich sehne mich nach hinsetzen, trinken, essen und rauchen, und am liebsten alles gleichzeitig, aber es sei mir vergoennt. gerne akzeptiere ich das nichtrauchen in geschlossenen lokalitaeten, aber auf der terrasse an der strasse geht mir der sinn ab. nach dem ersten tag pflastertreten gehen inga und ich ins village auf ein zwischenkoelsch. der laden heisst loreley, hier habe ich schon manche abende und auch karnevalparties verbracht, alles koelsch, total nett. doch der wind hat sich gedreht, und als ich mir im hiesigen biergarten eine zigarette anmache, werde ich in englisch von dem oesterreicher-kellner hingewiesen, dass ich in der non-smoking-section sitze. man stelle sich das so vor: 3 bierbaenke nebeneinander, und rechts die zwei sind non smoking, die linke ist smoking. ich frage ihn auf deutsch, ob er noch alle auf der kette hat, ich hab fuesse und ruecken und schmacht, und werde weder aufstehen noch auf die schon brennende kippe verzichten. aber nein, es gibt aerger, und waehrend ich noch "ab 12 uhr wird zurueckgeschossen" murmel, sehe ich mich schon aufstehen und in der ecke rauchen, waehrend ein grosses koelsch an meinen tisch geliefert wird. unfassbar.


und schnelllebig ist man in nyc. noch vor nicht all zu langer zeit war der knaller, freitag abends auf einem rostigen boot an den chelsea piers tanzen zu gehen. ich berichte inga, wir machen uns fertig und troopen mit dem taxi einmal quer durch die stadt. steigen aus. hier muss es sein. nach 5 mal hoch und runter laufen kapitulier ich und muss eingestehen, schiff vermutlich abgesoffen, pier eingestampft, jetzt alles brachland. scheisse, nichts ist mehr so, wie es war. und ich bin wieder tourist in der stadt, in der ich gewohnt habe. ein mieserables gefuehl.


nach 48 stunden nyc ist mir wieder voellig klar, wie es damals zu den extra 20 pfund am arsch und bauch gekommen ist. man kann hier ja fressen, bis der arzt kommt. allein morgens die auswahl an ruehreibroetchen, bagels und brownies, gerne auch fruehstuecksburger oder ein kaeseomlette (ei-kaese-ei-bacon) laesst einen schnell vergessen, dass man fuer gewoehnlich nicht fruehstueckt und 1 bis 3 kaffee und eine zigarette voellig gereicht haetten. aber da ist das problem wieder: kippe und kaffee klappt einfach in der kombi nicht, also substitution. das einfache prinzip der beduerfnis-theorie. 2 tage fressen-fressen-fressen, und inga und ich haben 3 grosse business-ideen entwickelt zum thema erlebnisgastronomie in neuss. da ich ja schon ein business habe, ist klar, inga muss es machen, aber das tut der sache keinen abbruch. das konzept steht nach 2 mal china und malaysisches essen am mittag, namen werden entwickelt und supplier ueberlegt. unser business steht, und deswegen kuemmern wir uns gedanklich noch ein wenig um das business eines bekannten, diskutieren die vor- und nachteile der einzelnen businesselemente und der namensentwicklung, bagelverkauf versus kekse, kaffeelabeling versus bestehender name und so weiter. vielleicht haette er uns und unsere diskussion gehasst, aber bestimmt waere was fuer ihn dabei gewesen.


erschreckend in jedem atemzug ist die mode-erscheinung hier - fuer mich nichts neues, aber inga faellt jedes mal tot um mit den worten "aiaiaiaia, aber entschuldigung, muss das denn sein" und deutet zum beispiel auf die dame in braun in der ubahn, die ihren jogging zum ausgehen traegt. brauner nikki, total schick, bauchfrei auf mindestens 90 kilo lebendgewicht, haare sind unecht, leider schlecht gemacht, die naegel zeigen wahrscheinlich paradise island und die zehnaegel zierten mal knatschblaues french, leider ist das schon seit 3 wochen rausgewachsen. haesslich wie die nacht, aber ich rate inga, nicht mehr so zu starren, da der freund mit der goldkette und dem durag auf bestimmt nicht amused is, wenn inga noch weiter die nicht-pedicurten naegel anschaut.


was mich aber wirklich verwundert und was eine weitere, wirklich grossartige businessidee ist, wenn alle stricke reissen, ist die schlichte abwesenheit von martini hier. am ersten abend, voellig durch den wind von dem paris-ny flug und gluecklich, essen und einen normalen stuhl zu bekommen, steh ich an der theke in irgendeiner bar und bestelle ein bier fuer inga und einen martini fuer mich, das abendprogramm der vergangenen 3 wochen. ich schau mich um, bekomme dann 2 glaeser vorgestellt und zahle. wir stossen an und: fucking vodka straight up. oh weh. auch schoen, aber ich hatte es mir ein wenig langsamer vorgestellt heute abend. ich dachte, die haette sich vielleicht verhoert und haette verstanden, dass ich einen sour martini oder einen vodka martini oder dirty martini bestellt haette. ich stelle aber bei der zweiten rund fest, dass ich hier keinen martini bekomme und wirklich auf vodka ausweichen muss.
nun denn. ueberlege aber wirklich, ob ich martini importieren soll. bestimmt finden die maedels das hier auch lecker und genau wie ich immer wieder gruende, da massenhaft von zu trinken.

reflektierend ist ny wirklich zu mir wie ein gutaussehender mann. total geil und wahnsinnig schoen, aber wirklich durchblicken kann ich ihn nicht...


danke fuer die geile zeit, gotham!

8. August 2007

sarcasm on the move

wahnsinnig frueh morgens, und ich stehe mit einem kaffee und einer abschieds-zigarette an der offenen tuer meines privaten getaways zu hause und warte darauf, dass der trip losgeht. noch bevor ich zuende rauchen kann und die letzte ruhe wirken lasse, klingelt es an der tuer und es geht los. auf dem weg nach DUS - dann nach paris - nach nyc.

aufenthalt in paris ist immer die hoelle in dosen. auch dieses mal, und wir warten geschlagene 2 stunden. viel zu viele franzosen rennen da rum, und es wird viel zu viel franzoesisch gesprochen dafuer, dass es erst frueher mittag ist. aus langeweile in den duty free, und erstmal 200 zigaretten kaufen - man weiss ja nie. eine wuerde ich gerne anmachen, und so mache ich mich auf, die smoking section zu suchen. keine zu sehen, und ich frage also den vermutlich aus senegal eingewanderten franzockel, wie das hier so ist, und obs ihm was ausmachen wuerde, mal kurz das fenster aufzumachen, welches er gerade mit einer wirklich unfassbaren akribie putzt. das rollfeld hat doch bestimmt kein problem mit einer kippe. nein, das ginge nicht. und das ginge grundsaetlich nicht, denn der flughafen sei rauchfrei. wie? so gaenzlich, meinen sie? ja. und wenn es mir nichts ausmache, wuerde er jetzt wieder weitermachen. wie nett. vorurteil bestaetigt, franzoesische maenner sind wirklich nur in filmen nett.

voellig ungeraucht besteige ich also mit einem hals so dick wie die milchstrasse den flieger, in dem ich nun 7 stunden sitzen werde. wir sitzen auf den billigen plaetzen hinten, allerdings nicht so billig, denn es ist eine erste reihe und es gibt mehr platz. neben mir, als ich mich und den 1000 seiten schweren harry potter in den staubigen sitz fallen lasse, ein opa. er steht und knatscht so ziemlich jeden an, und noch waehrend in der reihe neben uns babyschalen ausgeteilt werden und weiter 5000 menschen boarden, legt sich opa schon mit purser an ("who is responsible here?") obschon der tatsache, dass seine go-go-gadgetto-beine wohl nicht in diese stuhlreihe passen und er gerne einen notausgang-platz haette. die maschine ist voll und der chef kann sich keinen weiteren notausgang-sitz schnitzen, der pilot muss auch unweigerlich auf seinem sessel sitzen bleiben, also schaut opi in die roehre. er findet das nicht witzig, und mit murren laesst er sich nach 20 min nieder.

die getraenke kommen, und opi ist an der reihe mit bestellen. er will eistee. der franzoesische steward hat dies leider nicht im angebot. wie, fragt opi. kein eistee? nein, nicht. haben sie tee? ja. haben sie eis? ja. also koennen sie mir doch einen eistee machen, oder? sagt opi, mit einem so herrischen ton am leib, dass inga und ich mit den arschbacken zusammenzucken und ich den drang verspuere: SIR YES SIR! zu schreien. offenbar haben wir es hier mit einem veteranen zu tun, irgendwie aus den suedstaaten, der einen verdammt schlechten tag hat.
aber der steward zischt ab und fuegt sich wirklich, und kommt nach 10 minuten voellig abgekotzt mit tee und eis wieder und faengt an, eistee zu basteln. er schnaubt wirklich aus der nase, so wie der drache damals bei "hallo spencer", und seine schicht hat gerade erst angefangen, der arme kerl. dann bin ich endlich an der reihe. mich ueberkommt der drang, einen tall caramel latte mit skim milk to go zu bestellen, aber ich habe angst vor den beide maennern und nehme ein wasser. der steward schaut mich hilfesuchend an... wer hat den freak hier rein gelassen?? der arme brauch ne kippe, und ich doch auch, aber ob er weiss, was ich weiss, und zwar, dass man, wenn es wirklich nicht mehr anders geht, in den ofen rauchen kann? vielleicht sollte ich mich mal auf ne geteilte luckies mit ihm in der boardkueche verabreden. dem essen, dass er nachher servieren wird, haette dies eh keinen abbruch getan, denn es war undefinierbar und vollkommen luftdicht verpackt.

opi rebelliert weiter. irgendwann spricht er mich direkt an, und jedesmal wenn er mich anspricht, zucke ich wieder zusammen und will nach dem purser schreien, dass er noch mehr eistee braut und mir den typen vom hals haelt. denn er wird seinen anschlussflug verpassen und das ungeschulte personal hier ist schuld und ausserdem zu dumm, ihm auskunft zu geben, wie er denn nun in seinen geliebten sonnenstaat kommt, wenn seine anschlussmaschine ohne ihn fliegt. die geilste situation jedoch ereignet sich beim landeanflug auf JFK. das uebliche prozedere, man muss die lehnen hochmachen, die tische einklappen, den ipod ausstellen. man moechte nicht sinn und unsinn reflektieren, und auch nicht mit irgendwem darueber diskutieren. also, der steward geht rum, weisst nett darauf hin, dass die liegesitze nun wieder hoch muessen und geht weiter. opi stellt sich jedoch schlafend, ganz nach dem prinzip "ich bin nicht da, ihr koennt mich gar nicht sehen" und blinzelt aus dem augenwinkel immer kurz auf, um zu sehen, ob er sie alle verarscht hat. der steward stellt also dem schlafenden opi den sitz hoch, der darauf hin wach werden simuliert und dann, ist der steward gerade weiter, den sitz wieder runterklappt und wieder auf schlafend macht. steward kommt wieder und man fasst es kaum, inga und ich pinkeln uns fast in die hose: opi tut wieder so, als wuerde er feste schlafen, und der sitz haette sich magisch wieder runtergelassen - von zauberhand. also drueckt monsieur franzockel wieder das knoepfchen und opi faehrt in eine aufrechte position zurueck. franzockel geht weiter, und opi laesst sich wieder runter - dieses mal hatte der steward ihm aber aufgelauert und stellt ihn zur rede. "auf die gefahr hin, dass sie meinen, ich waere bloed, aber sie muessen wirklich den stuhl hoch machen." opi wehrt sich, so ein mist, wir landen doch gar nicht, und was das ueberhaupt sollte. dann koerperkontakt mit dem steward. ich hoffe,d ie fangen sich jetzt nicht an, zu hauen, mitten im landeanflug. denn ich habe seit ewigen zeiten nicht geraucht und bringe seit stunden keinen anderen satz mehr raus als "inga, die mutti muss sich echt mal eine smoeken....."

spaeter, als inga und ich vorm gebaeude stehen, und ich endlich eine kippe anmachen darf, kommt opi noch einmal an uns vorbei, wutentbrannt, weil es wohl keinen flug mehr fuer ihn gab und scheinbar auch das hilfsbereite personal von air france / delta nicht weiterhelfen konnte.

was lernen wir? kleine suenden straft der liebe gott sofort.

lots of love from nyc,
eure miss liberty