9. August 2007

wonderdrug.com



man lernt ja immer dazu, und staunt nicht schlecht, wenn man auf der reise ist. vorallem hier, im land der unbegrenzten moeglichkeiten. hier, wo aspirin nicht eine kopfschmerztablette, sondern WONDERDRUG ist, fuer jeden erhaeltlich, in 50er, 100er, 200er oder 1000er rationen. fuer nicht mehr als 9 dollar, und zack: eine handvoll eingeschmissen und weiter gehts. pflaster gibts hier in antibiotika getaucht (blasen heilen so wirklich fantastisch!) und auf einen mueckestich pappt man einfach mal freiverkaefliches fettes kortison. was solls, sterben tun wir ja eh irgendwann.

nur das mit dem rauchen, das ist nicht so fein, zumindest nicht in der stadt, die niemals schlaeft (und niemals raucht). ich sehne mich nach hinsetzen, trinken, essen und rauchen, und am liebsten alles gleichzeitig, aber es sei mir vergoennt. gerne akzeptiere ich das nichtrauchen in geschlossenen lokalitaeten, aber auf der terrasse an der strasse geht mir der sinn ab. nach dem ersten tag pflastertreten gehen inga und ich ins village auf ein zwischenkoelsch. der laden heisst loreley, hier habe ich schon manche abende und auch karnevalparties verbracht, alles koelsch, total nett. doch der wind hat sich gedreht, und als ich mir im hiesigen biergarten eine zigarette anmache, werde ich in englisch von dem oesterreicher-kellner hingewiesen, dass ich in der non-smoking-section sitze. man stelle sich das so vor: 3 bierbaenke nebeneinander, und rechts die zwei sind non smoking, die linke ist smoking. ich frage ihn auf deutsch, ob er noch alle auf der kette hat, ich hab fuesse und ruecken und schmacht, und werde weder aufstehen noch auf die schon brennende kippe verzichten. aber nein, es gibt aerger, und waehrend ich noch "ab 12 uhr wird zurueckgeschossen" murmel, sehe ich mich schon aufstehen und in der ecke rauchen, waehrend ein grosses koelsch an meinen tisch geliefert wird. unfassbar.


und schnelllebig ist man in nyc. noch vor nicht all zu langer zeit war der knaller, freitag abends auf einem rostigen boot an den chelsea piers tanzen zu gehen. ich berichte inga, wir machen uns fertig und troopen mit dem taxi einmal quer durch die stadt. steigen aus. hier muss es sein. nach 5 mal hoch und runter laufen kapitulier ich und muss eingestehen, schiff vermutlich abgesoffen, pier eingestampft, jetzt alles brachland. scheisse, nichts ist mehr so, wie es war. und ich bin wieder tourist in der stadt, in der ich gewohnt habe. ein mieserables gefuehl.


nach 48 stunden nyc ist mir wieder voellig klar, wie es damals zu den extra 20 pfund am arsch und bauch gekommen ist. man kann hier ja fressen, bis der arzt kommt. allein morgens die auswahl an ruehreibroetchen, bagels und brownies, gerne auch fruehstuecksburger oder ein kaeseomlette (ei-kaese-ei-bacon) laesst einen schnell vergessen, dass man fuer gewoehnlich nicht fruehstueckt und 1 bis 3 kaffee und eine zigarette voellig gereicht haetten. aber da ist das problem wieder: kippe und kaffee klappt einfach in der kombi nicht, also substitution. das einfache prinzip der beduerfnis-theorie. 2 tage fressen-fressen-fressen, und inga und ich haben 3 grosse business-ideen entwickelt zum thema erlebnisgastronomie in neuss. da ich ja schon ein business habe, ist klar, inga muss es machen, aber das tut der sache keinen abbruch. das konzept steht nach 2 mal china und malaysisches essen am mittag, namen werden entwickelt und supplier ueberlegt. unser business steht, und deswegen kuemmern wir uns gedanklich noch ein wenig um das business eines bekannten, diskutieren die vor- und nachteile der einzelnen businesselemente und der namensentwicklung, bagelverkauf versus kekse, kaffeelabeling versus bestehender name und so weiter. vielleicht haette er uns und unsere diskussion gehasst, aber bestimmt waere was fuer ihn dabei gewesen.


erschreckend in jedem atemzug ist die mode-erscheinung hier - fuer mich nichts neues, aber inga faellt jedes mal tot um mit den worten "aiaiaiaia, aber entschuldigung, muss das denn sein" und deutet zum beispiel auf die dame in braun in der ubahn, die ihren jogging zum ausgehen traegt. brauner nikki, total schick, bauchfrei auf mindestens 90 kilo lebendgewicht, haare sind unecht, leider schlecht gemacht, die naegel zeigen wahrscheinlich paradise island und die zehnaegel zierten mal knatschblaues french, leider ist das schon seit 3 wochen rausgewachsen. haesslich wie die nacht, aber ich rate inga, nicht mehr so zu starren, da der freund mit der goldkette und dem durag auf bestimmt nicht amused is, wenn inga noch weiter die nicht-pedicurten naegel anschaut.


was mich aber wirklich verwundert und was eine weitere, wirklich grossartige businessidee ist, wenn alle stricke reissen, ist die schlichte abwesenheit von martini hier. am ersten abend, voellig durch den wind von dem paris-ny flug und gluecklich, essen und einen normalen stuhl zu bekommen, steh ich an der theke in irgendeiner bar und bestelle ein bier fuer inga und einen martini fuer mich, das abendprogramm der vergangenen 3 wochen. ich schau mich um, bekomme dann 2 glaeser vorgestellt und zahle. wir stossen an und: fucking vodka straight up. oh weh. auch schoen, aber ich hatte es mir ein wenig langsamer vorgestellt heute abend. ich dachte, die haette sich vielleicht verhoert und haette verstanden, dass ich einen sour martini oder einen vodka martini oder dirty martini bestellt haette. ich stelle aber bei der zweiten rund fest, dass ich hier keinen martini bekomme und wirklich auf vodka ausweichen muss.
nun denn. ueberlege aber wirklich, ob ich martini importieren soll. bestimmt finden die maedels das hier auch lecker und genau wie ich immer wieder gruende, da massenhaft von zu trinken.

reflektierend ist ny wirklich zu mir wie ein gutaussehender mann. total geil und wahnsinnig schoen, aber wirklich durchblicken kann ich ihn nicht...


danke fuer die geile zeit, gotham!