15. Juni 2007

ich bin dann mal weg! ...


... sagte hape kerkeling, und machte sich auf, um zu fuss den jakobsweg zu laufen. ganz für sich allein, um wieder zu sich selbst zu finden. im april diesen jahres berichtete der stern darüber, und über andere, die laufen um des laufens willen - zu sich selber und zu gott.

interessant, was menschen tun, um selber zu sehen, was sie bewegt. wie sehr sie zuvor in sich verstrickt gewesen sein müssen, um erst nach so vielen kilometern zu merken, was wirklich zählt und welchen platz sie für sich definieren.

verstehen kann ich es jedoch. mir liegt zwar der ansatz des pilgerns nicht so sehr, ich muss weder gott noch dessen zuspruch für mich finden, um glücklich zu sein. ausserdem find ich den gedanken des langen, schwerlichen laufens nicht so ansprechend - wandern war noch nie mein erklärtes ziel. aber um mit sich selber wieder klar zu kommen, find ich diesen gedanken der ruhe toll.

es passiert ja schon mal phasenweise im leben, dass man sich selber nicht wiedererkennt. sich nicht mehr sehen kann, nicht mehr leiden kann. sich selber fragt: das soll etwa ich sein? oder: das soll jetzt mein leben sein?

am einfachsten kommt man ja aus so einer nummer raus, indem man sich nicht weiter damit beschäftigt und sich einfach toll findet, so, wie man ist. unter dem guten stern der weiterentwicklung sagt, ich bin halt einfach so. oftmals aber hat man nur nicht den mumm zur selbstkritik. ich glaube, beim pilgern geht es nämlich eher darum, sich den lieben langen tag damit zu beschäftigen, was man selber ist, was wirklich wichtig ist, welche gedanken einen beschäftigen, wenn mal 8 stunden niemand dazwischenredet und man dazu kommt, einen gedanken über den ganzen tag auszuweiten. wer das schon mal gemacht hat, weiss, dass man sich selber gegenüber irgendwann der grösste kritiker wird und wie auf einmal herz und kopf lauthals anfangen zu streiten über dinge, die man zunächst eigentlich gar nicht hören mag.

solche phasen habe ich zum beispiel am meer. ich habe das schon ein paar mal gemacht, wenn nichts mehr ging. ab ins auto und vollgas richtung wellengang.
manchmal ist der alltag einfach zu viel, und die umwelt mit so viel schrott beladen, den man zeitweise für wichtig empfindet, um dann mit ein wenig ruhe festzustellen, dass es wirklich nur schrott ist und nicht wert, weiter damit gedanklich durchzustarten. genauso mit menschen, mit denen man sich erst einmal für sich selber auseinandersetzen muss, um deren bedeutung zu erkennen. oft hat mir das meer schon ein wenig mehr klarheit gebracht und knoten gelöst.

der stern sagt, der trend geht zum pilgern. ein paar mal schon hab ich nun von mir total normal erscheinenden leuten meines alters gehört: wir gehen jetzt im urlaub pilgern. mit fragezeichen in den augen denk ich mir: wie gut, dass der trend nicht zum "aus dem fenster springen" geht. aber: irgendwo muss man ja anfangen, um mal selber in sich reinzuhören - warum dann nicht auch in santiago de compostela?

in diesem sinne: walk on!