8. Juni 2007

zurück in die vergangenheit


verblüffend, wie alle fäden immer wieder zum selben knoten zusammenlaufen.
wo komme ich her, wo will ich hin - und warum liegen die steine immer genau dort auf dem weg, wo ich gerade laufe?

jeder mensch behält aus seinen interaktionen mit seiner umwelt narben zurück, eindrücke, ängste - steine. mal mehr, mal weniger, oftmals in verbindung damit, wie sehr ein herz involviert war, wie sehr geliebt und verletzt wurde. immer wieder werden sogenannte altlasten zum zentralen schauplatz des geschehens und damit zu den steinen auf unserem weg, über den wir jahre später noch stolpern.

vor monaten, als eine freundin von mir mit ihrem neuen freund zusammen kam, hab ich schon anhand der altlasten prophezeit, dass das keine ausgewogene beziehung werden kann. kinder sind im spiel und exfrauen, verletzte herzen und gerichtsprozesse, schlussendlich dinge, auf die man als person der gegenwart weder einfluss noch lust hat. und auch eigentlich keinen gesteigerten wert legt. lapidar hört man sich die worte sagen:"vergiss es, der ist mit sich selber noch nicht fertig." - zuckt zusammen und überlegt: bin ich denn eigentlich mit mir fertig, wo ich gerade so schön tipps abgebe?

eigentlich ist die vergangenheit ja ein einziger prolog. der auftakt zu neuem. und je nach dem, was die vergangene zeit mit uns gemacht hat, schreiben wir die geschichte anders. schliessen dinge aus, verstecken uns vor dem unbekannten aus angst, es könnte allzu bekannt sein oder werden. das natürliche schutzschild unseres emotionalen imunsystems. so zum beispiel formen wir die worte: been there, done that - und sind felsenfest überzeugt: das passiert mir nie wieder - lieber bleib ich allein. never ever jemand, der einen ring am finger trägt. oder jemanden, der durch seine zwänge und unkontrollierbare wut nicht über den tellerrand hinaus kam. nie mehr.

aberwitzig wird es nur, wenn man anhand der altlasten kategorisiert oder kategorisiert wird. so jedes mal, wenn ein neuer mann ins spiel kommt, richtet sich die erste frage der umwelt nicht nach dem namen, beruf, alter oder einfach nur, ob er nett ist, sondern danach, was denn wohl sein problem sei. wie weit sind wir denn gekommen, dass wir nicht ungestört an neue personen herantreten können und uns schon von vornherein verhalten zeigen, weil wir davon ausgehen, es gäbe ein problem. zugegebenermassen: es gibt eigentlich immer eins, das sich früher oder später zeigt, aber trotzdem: gehts nicht auch mal wertfrei?

und da sind wir bei dem stein, der auf dem weg liegt. macht es mit blick auf die vergangenheit sinn, den stein als fortwährendes hindernis zu sehen, oder muss man manchmal allen mut zusammen nehmen und sich trauen, über den stein zu springen - im ungewissen, was dahinter liegt?

aus eigener erfahrung weiss ich, springen ist hart und schmerzvoll. eigentlich wie offenen auges in einen schon aufgegebenen kampf gehen - oder die herdplatte anzufassen, obwohl man doch schon als kind gelernt hat, sie ist heiss. hart und schmerzvoll deswegen, weil man sich noch während des springens mit all den dingen noch einmal auseinandersetzen muss, die man nur all zu gerne vor sich und dem stein herschiebt.

aber auch auf die gefahr hin, dass es deplatziert klingt: vielleicht ist der weg das ziel.
man muss nur einmal loslaufen, und irgendwann merkt man, dass vom unüberwindbaren und beängstigenden stein nur noch knirschender kies unter den füssen übrig geblieben ist.


"Manchmal bleibst du stecken, kommst nicht vor und zurück - es liegt ein Stein im Weg, der erstmal weggeräumt werden muss." (Anonym)