22. Juni 2007

you got mail


was ist das schönste geschenk, was man je bekommen hat? darüber nachdenkend gibt es so viele möglichkeiten, grosse werte, kleine gesten oder einfach nur dinge, die vom herzen kamen.

zu meinem geburtstag diesen jahres habe ich, da bin ich mir sicher, das tollste geschenk bekommen, was es für mich geben wird. es hat mich berührt, getroffen, und mich wochenlang staunen lassen. nach langer langer zeit des streits geschenkt von meiner besten freundin. oft habe ich es noch in der hand, da ich es immer am bett liegen habe und tauche ein: in unsere gemeinsame vergangenheit.

die rund 10 jahre, die wir nun miteinander befreundet sind, haben wir uns permanent emails geschrieben. kurze dinge, oder grosser quatsch, bis dinge, die uns in der jeweiligen zeit wirklich bewegt haben, über die wir gelacht und geweint haben. diese emails sind unser leben - zumindest das der vergangenen 10 jahre. und sie sind alle noch bei ihr archiviert gewesen, während ich durch jobwechsel und serverabsturz keine einzige mehr davon hatte. mein geschenk war ein buch. mit allen emails, die uns und die zeit dokumentieren, mit bildern, mit zitaten.

mein gott, was wir schon alles miteinander durchgemacht haben. und da steht es, schwarz auf weiss. all die dinge, die man zu gerne verdrängt, oder die, die man nicht mehr genau erinnert, alles ist wieder da. jungs, job, eltern, geschwister, liebe ... die kleinen tragödien des alltags.
total schön.

schön und traurig zugleich, wenn man sich selber wie eine andere person kennenlernt.
ein ganzes buch voll mir, aber irgendwie doch nicht mir. oft habe ich beim lesen gedacht: so war ich mal?? - und das waren meine probleme? - und musste laut lachen. an so viele dinge erinnert man sich dann doch gerne. in viele dinge jedoch kann ich mich nicht mehr richtig reinfühlen, deswegen sind sie so schön und leicht zu lesen. wie von einem lustigen autor, den man vorm zu bett gehen liest.

es gibt da ein zitat aus unserer zitatesammlung, das da heisst:

kein schmerz erträgt sich schwerer, als sich erinnern an die zeit des glücks. (dante alighieri, italienischer dichter)

wie wahr das ist, merkte ich an den emails, die nicht ganz so leicht zu lesen waren und auch nach all den jahren immer noch entscheidende relevanz haben. verrückt, wie man auf einmal alten schmerz wieder fühlen kann, nur durch ein blatt papier. noch verrückter, wenn man vor augen geführt bekommt, wie man kein stück schlauer geworden ist.

bestimmt wird mich dieses buch noch einige zeit fesseln und auch gerne mal den gehobenen zeigefinger ausstrecken und sagen: hey, das gabs doch schon mal, les mal nach, ab seite 68...!
ich hoffe, ich lerne noch was von mir...