26. Juli 2007

wenn in der rushhour des lebens nichts mehr geht


hart erkämpft hab ich ihn mir - den stern der letzten woche. auf dem pressemarkt war ja einiges los: der spiegel redet über meinen freund und kupferstecher dalai lama, der focus über gehirnforschung und entscheidungstheorien, und hier der stern:

ausgebrannt - wenn die belastung in der lebensmitte krankmacht.

ich dachte, als ich den titel gelesen habe "oh toll, da kann ich mitreden". es stellte sich jedoch heraus, dass es um menschen geht, die mal ein auf drei schritte weiter sind. die zwar auch scheisse aussehen vom ganzen stress und rauchen und nicht essen und nicht schlafen und unter strom stehen, die aber schon in der konsequenz daraus umgefallen sind.

mal einfach vor lauter panik keine luft bekommen, oder einen hörsturz, oder einen herzanfall. auch schlimm: viele berichten über psychsomatische probleme. in bestimmten situationen handlungsunfähig zu sein, zu bestimmten tageszeiten ausfallerscheinungen, manche entwickeln körperliche ticks. mir graut es, als ich all das lese und frage mich:

wie kommt es dazu - und wie schnell steuert man auf diese burn-out-falle zu, ohne es zu merken? gibt der körper irgendwann laut, hört man auf ihn, wenn er es tut oder hat er es im zweifel bereits schon getan und wir tun nichts anderes, als die symptome wegzurauchen oder zu trinken oder einfach mit "scheissphase" abzutun?

viele kennen das von sich selber, und ich werde mal einfach tag x - relativ schlimm - aus meinem leben zum besten geben.
ich stehe auf mit dem gefühl, nicht geschlafen zu haben. wenn man sich an mehr als 5 bewusste wachphasen erinnern kann, ist die nacht für den arsch. der job startet um kurz vor neun mit dem ersten kaffee, dem ersten meeting. um viertel nach neun ruft das erste mal der kunde an und verpasst mir wegen irgendwas einen mega-einlauf. der weg zur toilette, vor zehn das erste mal übergeben. der zweite kaffee dann, mit fliegender hitze. der frühstücksmann kommt, nutellabrötchen im laufen über die flure gegessen, innerhalb von 3 minuten. den halben kaffee hab ich irgendwo stehen lassen, also einen neuen an den start.
es folgen 7 stunden unter strom, in denen nur gerannt, gemacht, telefoniert und diskutiert wird. das volle werber-programm halt. mittagessen fällt aus, hunger hab ich eh nicht. bis 18h hab ich die ersten 15 zigaretten geraucht und kann mich an keine einzige davon erinnern. ab 19 klingelt mein telefon nicht mehr so schlimm, und ich erinnere mich, dass ich nicht gegessen habe. also ne tafel schokolade. ich versuche, noch 2 auf 3 stunden halbwegs ruhe in das chaos auf meinem tisch zu bekommen udn mich auf budgetierung zu konzentrieren, dann setz ich mich ins auto.
an der 2. ampel laufen schon, ohne dass ich es merke, die ersten tränen, vermutlich aus erschöpfung, und aus dem simplen grund, dass mir das erste mal wieder an diesem tag einfällt, dass ja privat auch nichts rund läuft und ich noch nicht einmals zeit hatte, mich darüber ein paar minuten zu ärgern. zum abendessen ist es zu spät und hunger hab ich nach der schoki eh nicht mehr, also rauch ich noch fröhliche 5 zigaretten und trink ein bier, um dann tot auf der couch umzufallen. ich habe keine nachrichten geguckt und mit keinem freund gesprochen und bin auch zu fertig, um noch zu telefonieren. vielleicht ja am nächsten tag.

respektive hab ich das gefühl, dass der hörsturz da nicht mehr lange auf sich warten lässt. natürlich sind nicht alle tage so - um gottes willen. aber sie kommen häufiger und häufiger, und je öfter sie kommen, desto mehr gewöhnt man sich auch daran, dass das ein relativ normaler zustand des arbeitens ist. alles muss ja laufen, egal wie. und ich bin nicht alleine: spontan fallen mir noch 3 freunde ein, die oft ähnliche tage erleben.

dem stern nach bin ich allerdings noch nicht so gefährdet. bei 48 gestellten fragen zu aufkommenden stresssituationen kann ich viele mit "trifft nie zu" beantworten. lösungsansätze gibt es jedoch wenige, um einem guten ergebnis nahe zu kommen. ansätze, wie arbeitgeber sich verhalten können, werden gegeben, und der gute ratschlag, einfach mal runterzuschalten.

ich würde sagen, wir warten einfach mal ab, was ab mitte 30 so passiert. vielleicht kommt ja auch alles anders, als gedacht, und die 3 freunde und ich finden uns beim morgendlichen yoga und bio-rosinen-müsli nebst ingwer-tee irgendwo auf dem land wieder, und alles ist gut?

ich bin mal gespannt.

20. Juli 2007

der selbstfindungstrip


offenbar befinden wir end 60er bis end-70er-geborene in der lebensphase der selbstfindung. als wäre man ungebremst von der quaterlife crisis in die midlife crisis gerutscht und beschäftigt sich nun anstatt mit minderwertigkeitskomplexen sofort mit der frage nach dem sinn des lebens.

mein orakel wikipedia erzählt mir, dass männer von der midlife crisis viel häufiger betroffen sein als die damen der schöpfung. "die theorie der midlife crisis basiert auf annahmen, dass individuen nach etwas streben, was man den "sinn des lebens" nennen kann, und dass das individuum erkennen muss, diesen sinn nicht gefunden zu haben. in wirklichkeit streben individuen aber nach einer vielzahl von zielen im persönlich-familiären und im weiteren sozialen umfeld sowie im beruflichen bereich. wohl jede(r) wird irgendwann feststellen, dass er / sie nur einen teil der eigenen ziele erreicht hat und wohl einige ziele nicht mehr erreichen kann, und wohl jede(r) wird im laufe des lebens die eigenen zielsetzungen mehrfach korrigieren."

jungs sind schon sonderbar in der beziehung. scheinbar sind wir nämlich in die generation der beziehungsunfähigen und innere-mitte-finder hineingeboren worden. bislang hats nur noch niemand gemerkt, da die jungs unserer generation ja erst jetzt alle 30 werden und anfangen, sich langsam auszupendeln.

eine bekannte zum beispiel, eine lange geschichte kurz erzählt. anfang 30, verheiratet. er sagt, er muss sich irgendwie grad selber finden und zieht aus. nach einem jahr sagt er, er hätte sich selber gefunden, da hat sie aber leider gerade schon jemand anders für sich gefunden. der widerum dann auch nach ein paar monaten sagt, er könne keine beziehung führen, da er sich selber finden müsse. und nun wartet man darauf, dass er anfängt, sich selber zu finden - denn nach seinen aussagen hat er in den vergangenen 3 monaten leider noch nicht die zeit gefunden, damit zu beginnen.

eine andere freundin, auch anfang 30. der mann zwischen 2 stühlen, und vor lauter bindungsunfähigkeit, trennungsunfähigkeit und entscheidungsunfähigkeit bewegt er sich keinen millimeter.

beziehungs- oder bindungsunfähig, unfähig zur emotionalen nähe, aufs selbstfindungskurs.
ich frage mich: was ist mit den männern los? und wo fängt man an, sich selber zu suchen? und ist man überrascht, wenn man gar nichts findet? oder enttäuscht, wenn man merkt, man findet genau das, was schon die letzten 30 jahre dort war? und wie pendelt man sich verdammt noch mal wieder ein, wenn man ständig davon läuft? bizzarerweise habe ich nämlich noch nie eine frau sagen hören, sie müsse ihre innere mitte finden oder gar sich selber.

seit einiger zeit habe ich die "ratschläge des herzens" von seiner heiligkeit der dalai lama auf dem schreibtisch liegen, und lese ein paar sätze, wenn es gerade passt.
in einem absatz, in dem er all diejenigen mit ängsten adressiert, schreibt er:

"das problem rührt von ihrer art zu denken her, nicht von einer tatsächlichen unfähigkeit."

vielleicht muss man sich diese tatsache öfter mal vor augen führen, wenn man meint, man wäre in einer tiefen krise, und versuchen, den standpunkt zu ändern. wenn das ginge, liebe jungs, würdet ihr euch und eurer umwelt einen grossen gefallen tun und nicht alle um euch in so grosser verwirrung zurück lassen.





16. Juli 2007

warum tränen salzig schmecken


diese frage wollte ich mir beantworten, als ich zufällig einen link bei wikipedia zu diesem thema sah. klick auf die seite, und mir schallt entgegen, in einem eigebetteten musikvideo in dem online-artikel:

"du bist vom selben stern, ich kann deinen herzschlag hör'n,
... weil dich die gleiche Stimme lenkt und du am gleichen Faden hängst, weil du dasselbe denkst wie ich"...

na, danke euch, freunde der nacht - da liesst sich der artikel doch direkt viel flauschiger.

und dann: "der tränenfilm kommt aus einer über dem auge gelegenen drüse. diese holt sich die nötige flüssigkeit aus dem blutserum. dabei werden etliche proteine herausgefiltert, sodass eine klare lösung entsteht. die salzkonzentration bleibt jedoch unverändert: sie entspricht mit 0,9 Gramm kochsalz pro liter der des blutes. daher schmeckt es salzig, wenn tränen an unseren wangen hinunterkullern und bis in den mundwinkel laufen, weil bei einer überproduktion der tränendrüse ein see im auge entstanden ist, der über die lidkante schwappt."

und: weinen ist gesund. mir wurde berichtet, dass noch gestern das fernsehen sagte, dass durch das weinen eiweisse aus dem körper gespült werden, die uns erkranken liessen, würden sie im körper bleiben. man sollte also immer mal wieder weinen, der gesundheit zuliebe.

viele menschen haben jedoch ein wohl psychologisches problem, nicht weinen zu können. man beschreibt diesen zustand als "ausgeweint", eine art emotionale blockage, die einen menschen dazu bringt, trauer oder wut nicht durch tränen zum ausdruck bringen zu können. die erleichterung, die psychisch durch das weinen erzeugt wird, bleibt aus, und man äussert diese trauer oder wut sehr kopfgesteuert durch andere kanäle des ausbruchs, oder - viel schlimmer - einfach gar nicht. bis der schädel platzt und man denkt: ich kann nicht mehr.

ich habe mal gegooglelt, was man gegen dieses phänomen tun kann, denn der sache auf den grund zu gehen, woher es kommt und wie man die ursachenbekämpfung am besten angeht, ginge zu weit und würde milde gesagt scheisse weh tun.

die schönste und auch faszinierenste lösung, die sich bot, fand ich in einem forum zum thema "ich kann nicht weinen". eine frau mit liebeskummer beklagte ihre missliche situation und beschrieb den schmerz des verlassenwerdens, und ihre unfähigkeit, einfach auf der couch zu sitzen und zu heulen, damit es irgendwann besser wird. ihr wurde geraten, sich gerade dann, wenn sie sich hundeelend fühlt, nichts anderes denkt als "kacke, kacke, kacke" und meint, sie wäre das ärmste schwein auf der welt, vor einen spiegel zu stellen. intensiv sich selber im spiegel anzusehen und zu versuchen, das zu sehen, was andere in dem gesicht sehen: schmerz. bekommt man nämlich den eigenen schmerz so vor augen geführt, sieht sich selber leiden, kämen die tränen irgendwann. wenn man dann durchhält und weiter hinsieht, könnte man weinen - stundenlang.

käme mal auf einen versuch an, oder?

14. Juli 2007

v for vendetta


in meinen posts der letzten monate ging es einige male um die vier v: verheiratet, vergeben, vom andern ufer, vollidiot. somit wurden bislang alle irgendwie abgefrühstückt, die draussen auf dem freien markt ihr glück versuchten. als singlefrau des 21. jahrhunderts ist man sich einig, keine dieser vier kategorien männer wollen gecastet sein.

doch was tun, wenn der mann im zentralen blickfeld nicht in diese no-go-kategorien passt. völlig straight und ehrlich, unverheiratet und nicht in einer beziehung lebend. ich fragte mich schon, wie man mit so einem umgeht - viele sind da obschon der momentanen marktlage überfragt. und: wie wird der, der nicht in diese clusterung passt, geclustert?

lange habe ich heute über denjenigen nachgedacht, der sich gerade wegen der nicht zugehörigen schublade nicht einfach abtun lässt und nach vielen überlegungen ist klar, wie das cluster heisst:

vreund+. ganz nach der veltins-kampagne.

derjenige, der versteht. bei dem halbe sätze eigentlich ausreichen. bei dem man keine scham verspürt, sich zum affen zu machen. dem man gerne dinge mit tiefgang erzählt. auf dessen wort man zählen kann. der nicht aufhört, interessant zu sein. der ganz anders ist, und doch so gleich. der auftrieb gibt. der gute laune macht. der auch schlechte laune mitmacht. der einen hält, auch wenn es nicht nötig wäre. der die richtigen fragen fragt. der sofort und direkt zum lachen bringt. bei dem man fällt, ohne aufzuschlagen: halt v+.

jede frau mit mehr als einer erbse im hirn träumt doch davon. den partner an seiner seite zu haben, wo mal qualifiziertes feedback kommt. der einen mal locker wieder einfängt, einem zeigt, wo alternativ-wege liegen. auch mal sagt: nun hör mal zu, du redest mist. und auch sagen kann: man, da hab ich noch gar nicht dran gedacht, toller gedanke! der einen dann in der nacht im arm hält. in dessen arm man liegt und sich stolz fühlt, dass es so ist. der einem aber genauso viel freiraum schenkt, wie man benötigt. bei dem man nicht glaubt, ausbrechen zu müssen, um man selber zu sein. v+ sticht alle anderen kandidaten aus, sollten sie auch noch so gut gecastet sein.

schwierig wirds nur, wenn v+ zum herzknall wird. wenn sichdas eine nicht mehr unweigerlich vom anderen trennen lässt, jedoch die zwingende situation kommt, dies zu müssen.
hier kommt das bild der weggabelung ins spiel. man entscheidet sich, wie bei der milchschnittentour, für links rum, und der andere möchte lieber rechts herum. "vladimir, hier waren wir schon einmal!" während sich beide noch gedanklich zuwinken, ist der weg schon gespalten und dank der nicht enden wollenden welle merkt man es erst, wenn einer in villa riba und der andere in villa bacho angekommen ist.

und man fragt sich: gibt es für menschen mit v+ einen shortcut zwischen den beiden dörfern? kann man, wie in der frosta-werbung, peter aus dem side-by-side einfach mal zu sich einladen, einfach so? oder schwindet die nähe mit dem herzknall?

die erkenntnis bleibt jedoch, ladies, dass wenn einmal ein v+ euren weg kreuzt, ihr es riskieren müsst. egal, was ist, egal was war. und egal, wie schlimm der herzknall werden kann. es gibt nämlich nur sehr wenige davon.

5. Juli 2007

kassensturz


die erste jahreshälfte ist rum und es wird zeit, zwischenbilanz zu ziehen. eine kurze gewinn-verlust-rechnung zu machen, altlasten abzuschreiben und mit dem, was unterm strich steht, in das neue quartal starten.

genau betrachtet waren es verdammt verrückte wochen. jede davon hatte ihre geschichte, fast schon kapitelhaft thematisch, und viele davon würden ein aussortieren nicht überstehen. bislang kann ich mich nur an ein basisjahr erinnern, was diesem halben jahr in etwa auf der chaos-skala gleich kommt.

meine learnings januar bis juni:

- man kann innerhalb von 2 monaten sein körpergewicht um 15% verringern
- kurz- bis mittelfristig tut zeit nichts zur wundenheilung dazu
- zeit rennt nicht
- grosse probleme lassen sich nur durch noch grössere probleme verdrängen
- freunde: es ist verdammt gut, dass man sie hat
- auch durch übermässigen konsum bei vodafone wird keine gewinnbeteiligung der AG angeboten
- selbsterkenntnis ist der erste schritt zur besserung

sollte der eindruck enstehen, die ersten 27 KWs hätten keinen spass gemacht, so ist das nicht richtig.viel gelacht, viel dazugewonnen, einige entscheidenen erkenntnisse für die zukunft waren dabei. highlight-abende gabs in der vergangenheit noch nie so knüppeldick wie in Q1+2/2007. viele dinge und situationen waren jedoch hart und zur nachahmung nicht empfohlen.

aber wie so oft steht auch am bilanzstichtag: nach regen kommt sonne!

das wichtigste learning jedoch, das mal wieder bestätigt, dass man auch mal getrost die füsse still halten muss, um geradeaus zu sehen, ist jedoch:
et kütt erstens immer anders, und zweitens als man denkt.

so war es, so ist es, so wird es sein. gott sei dank. was wären wir ohne die tollen überraschungen, die leben heissen. also: auf zur 2. halbzeit, männer!