21. Januar 2008

herr kiez - wer ist das?


hamburg - eine komische stadt.

selten sieht man sozialen verfall so nah an tiffanys, an fettesten häusern, drogendeals direkt neben kinderklamottengeschäften, gummi-dildos neben burger king. alles und nichts ist möglich hier, und selten kommt man so schlecht an menschen ran wie in der perle.

selbst alle gesammelten erfahrungen in den anderen grossen städten dieser welt können hier nicht mithalten, selbst nicht new york. und hier hab ich ja schon ein paar wilde momente erlebt.

das erste mal in hamburg aus hab ich mir schon gedacht, dass hier jeden abend erneut die verfluchte stadt abgerissen wird. der abend aufm kiez beweist, dass es so ist.

hohe schuhe und matrosenjäckchen an, vollkommen deplaziert also, wackel ich in begleitung zweier ortskundigen den hamburger berg hoch. kurz rechts abgebogen - erste kaschemm, wie wir kölner sagen. rauchen kann man hier auf einmal doch, mich freuts, und bier bitte aus flaschen. der kiez lebt wohl von lauter rockmusik der 80er und 90er, so scheint mir, und während im hintergrund der britpop von fools garden läuft, störe ich ein paar minderjährige mädels auf dem klo bei einer line. sie sind nett und möchten mich gerne einladen. vielleicht muss ich einfach spontaner sein in einer stadt, die so scheisse spontan ist.

weiter, nächster laden. nur mit viel mühe kann ich die ortskundigen davon abhalten, mich in einer kneipe unterzubringen, die irgendwas mit goldenem handschuh heisst - vermutlich werde ich nie im leben den pegel erreichen, dass ich da reingehen möchte: sabbernde typen an der bar, die typen mit fensterplätzen schlafen schon mit offenem mund, irgendeine alte zieht sich halb aus. die musik geht im gegröhle unter. weia.

also der nächste laden, in dem irgendwie nur undefinierbare 60er musik gespielt wird. ich versuchs noch mal mit der toilette, keine drogen dieses mal, dafür aber wirkliches abenteuer. ich warte darauf, dass mir 7 sterne zugedacht werden, als ich die kellertreppe wieder hochkomme und kann mich nur schwer bremsen "ich bin ein star holt mich hier raus" zu brüllen. in diesem laden darf man verrückterweise nicht mehr rauchen, dabei sehen alle so aus, als hätten sie die tüte im anschlag. ortskundiger 2 macht sich die zigarre an, die wir vorher an der tanke erstanden haben, und danced zum beat. und zwar mit 2 ladies, die gerade in richtung tagesvollste steuern, und ich frag mich, wie alt sie so sind. lasse die frage mal laut im raum stehen - ein paar minuten später ein bekannter: höchstens 22. ich tippe auf 19, will aber niemanden verärgern.

die musik geht aus - gänzlich. WER AUCH IMMER HIER NE ZIGAAAARRRREEE RAUCHT, MACHT DIE SCHEISSE AUS!! ortskundiger 2 geht in deckung, wir liegen am boden vor lachen. aus geht nicht, also geht er raus. und tanzt, mit bier und zigarre, fröhlich vorm fenster, an dem der dj aufgebaut hat weiter. entertained den ganzen laden damit, ich habe das gefühl, alles starrt ihn an. aber gut, warum nicht, und so geh ich auch raus, um mit ihm den hamburger berg zu betanzen. kann den dj von dort aus sehen, und das kleine mädel, auch höchstens 19, die unterm dj sitzt, leichtbekleidet, und kifft. schlage kurz vor, dass wir uns mit der zigarre dazugesellen, aber der platz ist beschränkt.

vor der tür lerne ich thomas kennen. nein, eigentlich lernt ortskundig 2 thomas kennen, und nach 3 minuten sind sie ihre krankenakten einmal durch. ich stelle dann beide einander vor, und thomas fragt mich - vollkommen unvermittelt - was ich beruflich mache. sag ich nicht, findet er doof, nervt, also bin ich postbote. glaubt er nicht, also sein problem, und schon ist thomas sauer und ich hoffe, ich setz keine schlägerei in gange.

gerne gehen wir dann, nämlich ins lucky star, und zwar um mexicaner zu trinken. man stelle sich vor, eine kneipe, wie man sie in normalen oder auch randnormalen situationen nie betreten würde und jeden bemittleidet, der hinauskommt. wir waren also drin. 5 gestalten an der bar, einer davon bestellt einer ihm unbekannten einen shot, beide trinken, knutschen, hauen ab. später muss ich lesen, hier ist das prinzip des restefickens hoch im kurs. gott sei dank hab ich das erst nach meinem besuch gelesen. wir trinken also diese mexicaner und schauen noch ein wenig den hinterbliebenen beim diskofox-poppen zu, bis dann der abend zu ende ist.

hamburg - du bist echt schräg. ich befürchte, wenn man auf dem kiez war, muss man drüber sprechen. wenn man ein zweites mal hingeht, sollte man lieber nicht mehr drüber sprechen.
oder?