22. Juni 2007

you got mail


was ist das schönste geschenk, was man je bekommen hat? darüber nachdenkend gibt es so viele möglichkeiten, grosse werte, kleine gesten oder einfach nur dinge, die vom herzen kamen.

zu meinem geburtstag diesen jahres habe ich, da bin ich mir sicher, das tollste geschenk bekommen, was es für mich geben wird. es hat mich berührt, getroffen, und mich wochenlang staunen lassen. nach langer langer zeit des streits geschenkt von meiner besten freundin. oft habe ich es noch in der hand, da ich es immer am bett liegen habe und tauche ein: in unsere gemeinsame vergangenheit.

die rund 10 jahre, die wir nun miteinander befreundet sind, haben wir uns permanent emails geschrieben. kurze dinge, oder grosser quatsch, bis dinge, die uns in der jeweiligen zeit wirklich bewegt haben, über die wir gelacht und geweint haben. diese emails sind unser leben - zumindest das der vergangenen 10 jahre. und sie sind alle noch bei ihr archiviert gewesen, während ich durch jobwechsel und serverabsturz keine einzige mehr davon hatte. mein geschenk war ein buch. mit allen emails, die uns und die zeit dokumentieren, mit bildern, mit zitaten.

mein gott, was wir schon alles miteinander durchgemacht haben. und da steht es, schwarz auf weiss. all die dinge, die man zu gerne verdrängt, oder die, die man nicht mehr genau erinnert, alles ist wieder da. jungs, job, eltern, geschwister, liebe ... die kleinen tragödien des alltags.
total schön.

schön und traurig zugleich, wenn man sich selber wie eine andere person kennenlernt.
ein ganzes buch voll mir, aber irgendwie doch nicht mir. oft habe ich beim lesen gedacht: so war ich mal?? - und das waren meine probleme? - und musste laut lachen. an so viele dinge erinnert man sich dann doch gerne. in viele dinge jedoch kann ich mich nicht mehr richtig reinfühlen, deswegen sind sie so schön und leicht zu lesen. wie von einem lustigen autor, den man vorm zu bett gehen liest.

es gibt da ein zitat aus unserer zitatesammlung, das da heisst:

kein schmerz erträgt sich schwerer, als sich erinnern an die zeit des glücks. (dante alighieri, italienischer dichter)

wie wahr das ist, merkte ich an den emails, die nicht ganz so leicht zu lesen waren und auch nach all den jahren immer noch entscheidende relevanz haben. verrückt, wie man auf einmal alten schmerz wieder fühlen kann, nur durch ein blatt papier. noch verrückter, wenn man vor augen geführt bekommt, wie man kein stück schlauer geworden ist.

bestimmt wird mich dieses buch noch einige zeit fesseln und auch gerne mal den gehobenen zeigefinger ausstrecken und sagen: hey, das gabs doch schon mal, les mal nach, ab seite 68...!
ich hoffe, ich lerne noch was von mir...

20. Juni 2007

endlich! die wahrheit über männer...


dachte ich zumindest, völlig angefixt von der anzeige im focus zum thema "die neue cosmopolitan jetzt an ihrem kiosk" mit dem titelthema mann: beuteschema, sehnsüchte, schwächen - experten enthüllen geheimnisse seiner psyche. das hab ich mir hochinteressant und lehrreich vorgestellt und bin dann sofort zum lokalen kiosk rüber, einmal philip morris blau, ein eistee pfirsich und die cosmo kaufen.

die ergebnisse sind verheerend, von lehrreich keine spur. entweder bin ich schon weise und/oder erfahren im endstadium, oder die redakteure hatten echt nicht besonders viel lust, dinge zu enthüllen, die noch nicht auf der hand lagen.

probleme wie: wieso werden männer beim fussball emotional? oder: warum faszinieren diven so ungemein? werden hier diskutiert - wen zum geier belastet das denn? ist doch schietegal, wenn er weinen will, weil die borussen absteigen: na bitte!
weiter gehts mit der fragestellung, ob männer erst sex haben müssen, um zu wissen, was sie fühlen. der experte sagt nein - wie überraschend. als wären männer roboter, die erst einmal in genitalbereich gehörig angetrieben werden müssen, damit alles andere funktioniert... bei der nächsten fragestellung zum thema männer und astronomie steig ich dann aus. ein astrologe schreibt über sternbilder, und ich, mit meinem gesunden realismus, kann nicht recht folgen.

was folgt sind seitenweise berichte eines singles mitte 30, der auf der suche nach mrs. right ist und sie irgendwie weder auf der strasse, noch im single-chat, bei verkupplungsversuchen der freunde, noch unter seinen verflossenen findet, um dann nach ner weile festzustellen, dass liebe sich nicht erzwingen lässt. "sie kommt zu einem wie ein schmetterling. wenn es soweit ist, wird alles ganz einfach und klar und schön sein. da war ich mir plötzlich ganz sicher."
mein eistee ergiesst sich über die cosmo, zumindest in teilen von dem, was ich aus entgeisterung nicht mehr im mund halten konnte. ich hab doch ne cosmo gekauft, und nicht das songbuch von herbert grönemeyer (vgl. herbert grönemeyer "liebe liegt nicht"). was ist denn mit denen los?!

ich hatte ja jetzt mal eher erwartet, dass mir in dieser juli-ausgabe wirkliche rätsel offengelegt werden. solche dinge wie "was er meint, wenn er sagt..." wie es auch oft über frauen gibt, von mario barth zum beispiel.

dafür lerne ich aber ein paar statistische facts. zum beispiel möchten nur 42% aller männer, dass ihre freundin genauso klug ist wie sie selber - was wohl ein echtes problem sein muss, da ich davon überzeugt bin, dass in mehr als 42% aller beziehungen die freundin de facto mehr grips in der birne hat als ihm lieb ist. oder: 52% aller männer haben auch in ihren träumen sex mit ihrer partnerin! sind da wohl auch die eingerechnet, die in real keinen sex mit ihrer partnerin haben? auch total schön: 56% der männer sprechen gern über gefühle in ihrer beziehung. dää! das ist ja mehr als die hälfte! wo sind denn die ganzen typen, die so gerne quatschen? bislang hab ich immer nur unverständnis geerntet und latenten brechreiz, wenn man fragt: "und, was denkst/fühlst du?" hahaha - allein bei dem gedanken könnte ich mich schon kaputt lachen! als ob irgendeine frau ernsthaft so ins rennen starten würde! lachhaft.

der absolute oberknaller jedoch: 48% der männer finden es männlich, beim einkaufen ihrer partnerin die tasche zu tragen. ich stelle mir gerade die situation vor, wie ein mann mit meiner paisleygemusterten schleppi-handtasche bei zara steht, während ich überlege, ob es das grüne oder rote shirt sein soll. undenkbar. es will ja noch nicht einmal jemand meinen hund in der öffentlichkeit kurz an der leine halten, da das schon den ruf ruiniert - nicht zu denken an ein täschchen. hab noch mario barth im ohr: "nimm du doch mal die tüüüüüüte, schatz!"

liebe cosmo, danke für nichts.

18. Juni 2007

das entrée zur hölle


namentlich der strandabschnittsaufgang oostkapelle. links der piraat, die lokale strandbude, rechts der wächter des lichts in gelber uniform, der dafür sorgt, dass bestien wie otto zwischen 10 und 19h nicht am strand herumflitzen.
dazwischen: die hölle in dosen. dosen, und förmchen, eimerchen und natürlich den sportkinderwagen mit so nem fetten reifen vorne, dass man denken mag, das ding hätte mindestens 30 ps.

während inga und ich vorm piraaten mit der grundversorgung an nahrungs- und unterhaltungsmitteln für die nächsten stunden auf den pollern (let op: drempels!) vorm piraaten platz nehmen, in frühlings-regen-outfit und sonnenbrille, ist schnell klar: uns trennen universen vom meer. denn zwischen uns und der tobenden flut steht ein schaukel-dreier, eine wippe, eine eltern-bank und mindestens 30 pärchen mit 2 kindern. vielleicht hatte ich das schild vorm strand nicht richtig gelesen und da stand: strandabschnitt ost: keine hunde, nur familien mit 2 kindern - anders kann ich es mir nicht erklären.

mindestens 6 schwangere frauen laufen an mir vorbei, so in ca. 5 minuten, bestimmt ist das das 2. kind in mache und die wollten auch so gerne mal am piraaten wippen gehen...

inga und ich harren aus. ich berichte einfach nur mal aus unseren beobachtungen.

auf halb acht sitzt ein pärchen, bei dem wir uns fragen, wie die beiden jemals zueinander fanden. muss so vor 5 jahren gewesen sein, denn garantiert war sie relativ zügig schwanger. er sieht eigentlich ganz nett aus, eher zielgruppe viersen oder dormagen, aber halt ok. sie hingegen hat sich vermutlich in all der zeit des zeeland-aufenthalts kein einziges mal die haare gekämmt, geschweige denn gewaschen. der annorak ist noch aus der zeit, in der man pinke k-ways trug, und die 7/8-hose in beige mit 100 taschen wird zur kurzen hose umfunktioniert, in dem sie einfach 80 mal gekrämpelt wird. tut den tennissocken in den strandsandalen dann auch keinen abbruch. schön. sie sprechen wenig, dann zieht er ab. kommt kurz darauf wieder, mit einem netz voll mit plastikspielzeug, eimerchen und schüppchen, ... inga quetscht nur durch die zähne: was zuvor geschah...! man kann sich das gezicke vorstellen, der arme kerl.

weiter, auf 10 uhr, ein wirklich nett aussehender typ mit kleinem mädchen. er marke skiurlaub auf abwegen, ganz in jack wolfskin oder ähnlich. sie ist unauffindbar. wir suchen nach einer passenden frau, haben mal nach dem raster esprit-girl ausschau gehalten, dann schreit inga: DÄÄÄ! sie liegt im sand. weiter knirscht es: ok, miss germany wird sie wohl nicht mehr. mopsig, knatschig, will keinen kuss, will nicht spielen, will nicht gar nichts. entertainment pur.

während dessen auf 12 uhr, verschiedenste eltern tummeln sich um die schaukel. papas stubsen an, während mamas sitzen und glotzen. von 11 nach 1 uhr watschelt miss piggy, allerdings im hochzeitslook, denn statt pinkie ist weiss am start. leinen, leider 2 nummern zu klein (und wir reden hier nicht von 34 zu 38, sondern von 42 zu 46). das hemd, tatsächlich ein ensemble und passend zur hose, schneidet ganze 3 mal ins fleisch ein, so dass es nicht mehr fällt, sondern eher schon ab dem brustbereich vom lockeren hängen abgehalten wird. die hose ist wuppdich-kawupptich zugeschnürt worden und droht laut zu zerbersten, und auch die grossflächige unterhose mit muster ist zu begutachten - und zwar von allen seiten. leinen ist ein toller stoff und so herrlich luftig.

dann die in dem wander-outfit. ein paar mit kleinem sohn an hand und anderes kind auf schultern, mit wander-zippzapp-bein-ab-hose und kariertem hemd nebst wandermütze und wanderschuhen, und einem rucksack, als wäre die familie schon seit tagen nicht mehr in der zivilisation gewesen. vielleicht sind die ja slider und durch ein wurmloch direkt aus den alpen zu uns an den strand gerutsch, in eine andere dimension.

auf drei uhr das klassische patchwork, netter kerl mitte 40, jüngere frau, die sich die letzten jahre ein wenig hat gehen lassen, mit kleinem kind an hand und pubertierender tochter nebenher schlurfend. ganz klar ihre, aus erster ehe, er schaut etwas leidend unter der gut sitzenden gucci-brille durch. mädel, füsse hoch beim laufen. als er an uns vorbeigeht, schauen wir ihn traurig an, er schaut trauriger zurück. ich glaub, er würde gerade alles für unsere fanta cassis und eine marlboro geben und einfach mit uns hier nichtstun.

völlig schockgefrostet und reizüberflutet sitzen wir da, auf unseren pollern, und sinieren über die kommenden 5 bis 10 jahre unseres lebens. ich bin schnell dabei, dass ich a) das mit den kindern vielleicht doch nicht mache und b) ich unbedingt sofort nach der geburt, wenn es denn dazu kommt, wieder in meine klamotten passen möchte. ausserdem soll ich verdammt sein, wenn mein partner jemals so mit mir an welchen gottverdammten strand auch immer gehen muss, ohne dass ich in der lage war, passend von unpassend zu unterscheiden oder mir die haare zu kämmen.
inga meint, wir hätten da schon andere grundvoraussetzungen. sie meint, die mit den haaren hätte auch vor dem typen und den kindern die haare nicht gepflegt, und die mit den modsichen ausfallerscheinungen wären schon vorher zielgruppe pimkie gewesen. ich bin mir da einfach nicht sicher und finde alles beängstigend. sehr sogar. ob man geblitzdingst wird, wenn man ein kind erwartet, oder ist das vielleicht wie ein boost, und alle schlummernden leidenschaften wie ausgebeulte jogginganzüge kommen dann wie wild zum vorschein??

gott sei dank geben mir die paar ausnahmen, die ich kenne, genug mut, um zu glauben, dass ich auch weiterhin zum frisör gehen werde, und nicht achtlos zusehe, wenn mein gesicht explodiert - sollte ich in diese verzwickte situation kommen.

vielleicht wird es aber so bleiben, dass inga und ich die mädels sind, die abseits und kinderlos mit viel spass am piraaten sitzen und sich freuen, ein unbeschwertes leben zu führen.
vorstellen kann ich es mir.

15. Juni 2007

ich bin dann mal weg! ...


... sagte hape kerkeling, und machte sich auf, um zu fuss den jakobsweg zu laufen. ganz für sich allein, um wieder zu sich selbst zu finden. im april diesen jahres berichtete der stern darüber, und über andere, die laufen um des laufens willen - zu sich selber und zu gott.

interessant, was menschen tun, um selber zu sehen, was sie bewegt. wie sehr sie zuvor in sich verstrickt gewesen sein müssen, um erst nach so vielen kilometern zu merken, was wirklich zählt und welchen platz sie für sich definieren.

verstehen kann ich es jedoch. mir liegt zwar der ansatz des pilgerns nicht so sehr, ich muss weder gott noch dessen zuspruch für mich finden, um glücklich zu sein. ausserdem find ich den gedanken des langen, schwerlichen laufens nicht so ansprechend - wandern war noch nie mein erklärtes ziel. aber um mit sich selber wieder klar zu kommen, find ich diesen gedanken der ruhe toll.

es passiert ja schon mal phasenweise im leben, dass man sich selber nicht wiedererkennt. sich nicht mehr sehen kann, nicht mehr leiden kann. sich selber fragt: das soll etwa ich sein? oder: das soll jetzt mein leben sein?

am einfachsten kommt man ja aus so einer nummer raus, indem man sich nicht weiter damit beschäftigt und sich einfach toll findet, so, wie man ist. unter dem guten stern der weiterentwicklung sagt, ich bin halt einfach so. oftmals aber hat man nur nicht den mumm zur selbstkritik. ich glaube, beim pilgern geht es nämlich eher darum, sich den lieben langen tag damit zu beschäftigen, was man selber ist, was wirklich wichtig ist, welche gedanken einen beschäftigen, wenn mal 8 stunden niemand dazwischenredet und man dazu kommt, einen gedanken über den ganzen tag auszuweiten. wer das schon mal gemacht hat, weiss, dass man sich selber gegenüber irgendwann der grösste kritiker wird und wie auf einmal herz und kopf lauthals anfangen zu streiten über dinge, die man zunächst eigentlich gar nicht hören mag.

solche phasen habe ich zum beispiel am meer. ich habe das schon ein paar mal gemacht, wenn nichts mehr ging. ab ins auto und vollgas richtung wellengang.
manchmal ist der alltag einfach zu viel, und die umwelt mit so viel schrott beladen, den man zeitweise für wichtig empfindet, um dann mit ein wenig ruhe festzustellen, dass es wirklich nur schrott ist und nicht wert, weiter damit gedanklich durchzustarten. genauso mit menschen, mit denen man sich erst einmal für sich selber auseinandersetzen muss, um deren bedeutung zu erkennen. oft hat mir das meer schon ein wenig mehr klarheit gebracht und knoten gelöst.

der stern sagt, der trend geht zum pilgern. ein paar mal schon hab ich nun von mir total normal erscheinenden leuten meines alters gehört: wir gehen jetzt im urlaub pilgern. mit fragezeichen in den augen denk ich mir: wie gut, dass der trend nicht zum "aus dem fenster springen" geht. aber: irgendwo muss man ja anfangen, um mal selber in sich reinzuhören - warum dann nicht auch in santiago de compostela?

in diesem sinne: walk on!

13. Juni 2007

yogi hilf!!


auf meinem schreibtisch steht schon seit jahren ein yogiman, der meditierende buddha, der das leid und die scham der welt in seinen schoß aufnimmt. der für grosse geduld und bescheidenheit steht. und der wartet.

ist schon toll, wie buddhisten mit ihren sitting, happy, dancing, lying, eating, crying buddhas zu so ausgeglichenem verhalten kommen. ich beneide das sehr. ich ziehe meinen kleinen yogi immer nur dann zu rate, wenn es schlimm wird und ich wirklich ein wenig geduld und zuversicht brauchen könnte. manchmal funktionierts nicht und yogi fliegt aus nicht abnehmender wut an die wand. buddhisten leben ja immer so bescheiden, frei nach der devise: et hätt schlimmer komme könne. eine tolle religion, leider nichts für mich - ich kann mich glaube ich zu wenig beherrschen.

was für mich aber das unerträglichste an dieser lebenseinstellung buddhismus ist, ist das warten. man muss mal überlegen, wieviel zeit seines lebens man schon mit warten verbracht hat. bei mir hat das warten meistens vor dem telefon stattgefunden - ein untragbarer zustand. man wartet, dass es klingelt. dass es piept. dass das displaylicht angeht. oder auch schön: man wartet auf öffentliche verkehrsmittel. starrt in den ubahnschacht, als käme dadurch die bahn schneller. genau dasselbe phänomen, wie das handy anzustarren. man wartet auf zuspät-kommer. oder auf die zündende idee, wenn man noch vorm weissen blatt papier sitzt. man wartet auf ansagen, nach denen man sich orientieren kann, oder auch nur ganz banal auf besseres wetter oder bessere zeiten. im buddhismus gerne auch auf das nächste level des lebens, unwissentlich, welches dieses sein wird. das würde mich ja wahnsinnig machen.

doch kann man sich in geduld wirklich üben? ich bin mal eingestiegen in das thema meditation, was einen ja zu mehr ausgeglichenheit und ruhe bringen soll. das warten erträglicher macht, weil man ja eh warten muss. allerdings mit dem ergebnis, dass ich selbst während des meditierens zu ungeduldig war, die übungen zu machen. ich schätze, ich wäre ein ganz schlechter buddhist.

aber fern ab vom religiösen anspruch: es muss doch eine möglichkeit geben, gelassener zu werden und dinge zu akzeptieren, die man nicht ändern kann. es gibt da ja so einen leitspruch, dass man dinge akzetieren soll, die man nicht ändern kann, und den mut finden soll dinge zu ändern, wenn sie denn zu ändern sind, und gleichermassen hofft, das eine vom anderen unterscheiden zu können. yogi kann das. toller typ, dieser yogi.

ich vermute, für all uns nicht-buddhisten ist dieses problem nur schwerlich zu lösen. vielleicht lenken wir uns nur ab, wollten wir doch eigentlich in die übliche warte-pose verfallen. schmieden plan b, suchen alternativ-veranstaltungen, steigen in andere züge, die eher kommen als der, auf den man wartet. eine lösung jedoch findet man so nicht. leider.

yogi, alter buddha, hilf!

12. Juni 2007

dopamin-blues

er ist einfach da.

ich mache die augen auf, und da ist er: der beste freund, der versucht, es besser zu machen, wenn das dopamin-defizit wieder voll zuschlägt. der mir die hand hält, der mit mir weint und lacht, der alle meine geheimnisse kennt. der mich genauso liebt, wie ich bin.

schnarcht noch ein wenig, während er sich auf dem zweiten, sonst leeren kissen lang macht, und schmeisst mir einen blick rüber, der soviel sagen will wie: süsse, mach den wecker aus, noch 5 minuten, ok?

ist er nicht ein wahrer schatz?

11. Juni 2007

umlaut gegen alter: generation ü



der focus von heute berichtet, neben dem thema diabetes-check ("deutschland verfettet"), über das phänomen Ü30-parties. die kleinen, orangen fiesen plakate, die schon so abstossend an allen litfasssäulen hängen, dass man erst gar nicht in erwägung zieht, hinzugehen. genau wie die plakate zum trödelmarkt auf dem famka-parkplatz - grrrrr.

heute macht der focus spass. wie oft hab ich mich schon zu den titelstories ausgelassen - grosser halbgarer quatsch, der nicht weiter ernstzunehmen ist. heute jedoch: ich muss lachen. schallend lachen. und lese meinen Ü30 kollegen von seite 2 vor.

tanzkönigin bettina erzählt dem focus, sie hatte einen termin im nagelstudio, dann beim frisör zum strähnchen machen. das neue make up mache mindestens 5 jahre jünger... um dann in der nacht der nächte (namely die ü30 party!!) einen traummann kennenzulernen, der fürs leben bleibt. und die gute ist erst 36. sie kaufte die karte schon 6 wochen im voraus, hat alles fabulös geplant, der bauch ist durch ein stretchdings eingefangen und die klamotte von langer hand ausgesucht. waaaaahnsinn.

eine kurze episode berichtet über die musik, es ist einfach zu herrlich: komm hol dein lasso raus, gefolgt von major tom, und dann ein stern, der deinen namen trägt... und irgendwelche 45 jährige fettel tanzen sich dazu um den verstand. der focus spricht vom resteficken. ich lach mich weg. hört hört, herr redakteur. resteficken also.

aber mal ernsthaft: was ist das für ein trend, auf den alle schon anfrustrierten mit-dreissiger aufspringen? und wie weit bin ich weg von diesem "mein makeup macht mich 5 jahre jünger und wenn ich die nägel french lackiert habe, erhöhe ich die chance auf mr right von der stadthalle neuss"?? muss ich mir gedanken machen, wenn ich in nicht all zu ferner zukunft 30 werde und weder den mann noch eine eintrittskarte für die nächste singleparty in meiner stadt habe? bin ich dann eine verlorene seele? muss ich dann anfangen, wie ildiko von kürthy frauen-hört-zu-alle-männer-sind-gleich-einfach-in-einen-sack-und-draufhauen
-man-trifft-immer-den-richtigen-bücher zu schreiben, um mich nur halbwegs wieder einzupendeln?

eine freundin von mir prägte gestern den knallerspruch "www.wer-will-sonst-mit-mir-schlafen.de" - zwar in anderem kontext, aber irgendwie ähnlich. auf der verbitterten suche nach ein wenig liebe, wenn der significant other noch nicht gefunden ist. bestimmt ist single sein nicht witzig, und bestimmt steigt der spassfaktor nicht analog der verstreichenden zeit alleine, aber ob diese lonely suche mich jemals in die lokalen stadthallen der republik führen wird - ich bezweifel es. sehr.

10. Juni 2007

herzknall herbert


fühl mich bei dir geborgen
setz mein herz auf dich
will jeden moment genießen
dauer ewiglich
bei dir ist gut anlehnen
glück im überfluß
dir willenlos ergeben
find ich bei dir trost

bin vor freude außer mir
will langsam mit dir untergehn
kopflos, sorglos, schwerelos in dir verliern
deck mich zu mit zärtlichkeiten
nimm im sturm, die nacht ist kurz
friedvoll, liebestoll, überwältigt von dir
schön daß es dich gibt



... was ein unglaubliches fest. danke dafür.


8. Juni 2007

zurück in die vergangenheit


verblüffend, wie alle fäden immer wieder zum selben knoten zusammenlaufen.
wo komme ich her, wo will ich hin - und warum liegen die steine immer genau dort auf dem weg, wo ich gerade laufe?

jeder mensch behält aus seinen interaktionen mit seiner umwelt narben zurück, eindrücke, ängste - steine. mal mehr, mal weniger, oftmals in verbindung damit, wie sehr ein herz involviert war, wie sehr geliebt und verletzt wurde. immer wieder werden sogenannte altlasten zum zentralen schauplatz des geschehens und damit zu den steinen auf unserem weg, über den wir jahre später noch stolpern.

vor monaten, als eine freundin von mir mit ihrem neuen freund zusammen kam, hab ich schon anhand der altlasten prophezeit, dass das keine ausgewogene beziehung werden kann. kinder sind im spiel und exfrauen, verletzte herzen und gerichtsprozesse, schlussendlich dinge, auf die man als person der gegenwart weder einfluss noch lust hat. und auch eigentlich keinen gesteigerten wert legt. lapidar hört man sich die worte sagen:"vergiss es, der ist mit sich selber noch nicht fertig." - zuckt zusammen und überlegt: bin ich denn eigentlich mit mir fertig, wo ich gerade so schön tipps abgebe?

eigentlich ist die vergangenheit ja ein einziger prolog. der auftakt zu neuem. und je nach dem, was die vergangene zeit mit uns gemacht hat, schreiben wir die geschichte anders. schliessen dinge aus, verstecken uns vor dem unbekannten aus angst, es könnte allzu bekannt sein oder werden. das natürliche schutzschild unseres emotionalen imunsystems. so zum beispiel formen wir die worte: been there, done that - und sind felsenfest überzeugt: das passiert mir nie wieder - lieber bleib ich allein. never ever jemand, der einen ring am finger trägt. oder jemanden, der durch seine zwänge und unkontrollierbare wut nicht über den tellerrand hinaus kam. nie mehr.

aberwitzig wird es nur, wenn man anhand der altlasten kategorisiert oder kategorisiert wird. so jedes mal, wenn ein neuer mann ins spiel kommt, richtet sich die erste frage der umwelt nicht nach dem namen, beruf, alter oder einfach nur, ob er nett ist, sondern danach, was denn wohl sein problem sei. wie weit sind wir denn gekommen, dass wir nicht ungestört an neue personen herantreten können und uns schon von vornherein verhalten zeigen, weil wir davon ausgehen, es gäbe ein problem. zugegebenermassen: es gibt eigentlich immer eins, das sich früher oder später zeigt, aber trotzdem: gehts nicht auch mal wertfrei?

und da sind wir bei dem stein, der auf dem weg liegt. macht es mit blick auf die vergangenheit sinn, den stein als fortwährendes hindernis zu sehen, oder muss man manchmal allen mut zusammen nehmen und sich trauen, über den stein zu springen - im ungewissen, was dahinter liegt?

aus eigener erfahrung weiss ich, springen ist hart und schmerzvoll. eigentlich wie offenen auges in einen schon aufgegebenen kampf gehen - oder die herdplatte anzufassen, obwohl man doch schon als kind gelernt hat, sie ist heiss. hart und schmerzvoll deswegen, weil man sich noch während des springens mit all den dingen noch einmal auseinandersetzen muss, die man nur all zu gerne vor sich und dem stein herschiebt.

aber auch auf die gefahr hin, dass es deplatziert klingt: vielleicht ist der weg das ziel.
man muss nur einmal loslaufen, und irgendwann merkt man, dass vom unüberwindbaren und beängstigenden stein nur noch knirschender kies unter den füssen übrig geblieben ist.


"Manchmal bleibst du stecken, kommst nicht vor und zurück - es liegt ein Stein im Weg, der erstmal weggeräumt werden muss." (Anonym)

4. Juni 2007

die unerträgliche leichtigkeit des seins


manchmal befindet man sich in zeiten völliger verwirrung. oft reichen nur wenige stunden aus, um die bahn zu verlassen, manchmal sogar auch nur wenige momente. das einen begleitende fragezeichen wird immer grösser und hat man sich nicht ganz versehen, schwebt es scheinbar für jeden sichtbar über dem kopf und lacht einem frech ins gesicht. verarscht, mylady!

monatelang beschäftigt man sich mit den männern da draussen und hat eine gefestigte meinung von der realität und der welt im allgemeinen. und dann - bom chicka wahwah - läuft es irgendwie anders. kein v (wie in vollidiot, verheiratet, vergeben) am start, kein problem in sicht, und die frage kommt auf: wie geht man denn mit jemandem ohne hürde um? total kompliziert. und wie verpackt man eine scheinbar neue situation?

bei der befragung des internets kommt man auf die wildesten thesen und erhält vermeintlich nützliche tips für den dating-alltag - ein kurzer einblick:

ein one-night-stand, der sich wiederholt, ist kein one-night-stand, sondern eine angehende affäre. na herzlichen dank, dann hätten wir das auch geklärt. also beschäftigt man sich mit einer one-man but not one-night-show anders als mit einer one-and-only-night-show? oh man.

wer einen kaffee am morgen trinkt oder über nacht bleibt, zeigt weiteres interesse. ok, aber was passiert, wenn der one-man but not one-night-stand erst einmal zum übernachten kommt, also quasi falsch herum? was ist dann nicht ernst gemeint? der sex? hilfe!

mens health betraut uns mit dem einblick: fremdgänger aufgepasst: lassen sie die finger von der besten freundin ihrer freundin. auch wenn sie verspricht zu schweigen wie ein grab: sie glauben gar nicht, wie gesprächig gräber sein können.
dies scheint nicht nur für freundin, freund, fremdgehen zu gelten, sondern auch für hausgemeinschaften, WGs und andere lebensformen, die all zu gerne mäuschen spielen wollen. wie ist die strategie? dementieren? flucht nach vorne? und wen zum teufel gehts eigentlich was an?

die alles übergreifende frage ist jedoch die, wie es mit der kiste weitergeht. mädchen tendieren ja schon mal dazu, sich nächtelang die haare zu raufen und sich fragen über fragen zu fragen, um dann ab acht uhr morgens doch wieder unsagbar cool und gefestigt am schauplatz parat zu stehen. aber herren, lasst euch gesagt sein: selbst die coolste sau hat einen schwachen punkt.
wo dieser liegt, und was passiert, wenn der schwache punkt gefunden ist - findet es selber raus!