20. Juli 2007

der selbstfindungstrip


offenbar befinden wir end 60er bis end-70er-geborene in der lebensphase der selbstfindung. als wäre man ungebremst von der quaterlife crisis in die midlife crisis gerutscht und beschäftigt sich nun anstatt mit minderwertigkeitskomplexen sofort mit der frage nach dem sinn des lebens.

mein orakel wikipedia erzählt mir, dass männer von der midlife crisis viel häufiger betroffen sein als die damen der schöpfung. "die theorie der midlife crisis basiert auf annahmen, dass individuen nach etwas streben, was man den "sinn des lebens" nennen kann, und dass das individuum erkennen muss, diesen sinn nicht gefunden zu haben. in wirklichkeit streben individuen aber nach einer vielzahl von zielen im persönlich-familiären und im weiteren sozialen umfeld sowie im beruflichen bereich. wohl jede(r) wird irgendwann feststellen, dass er / sie nur einen teil der eigenen ziele erreicht hat und wohl einige ziele nicht mehr erreichen kann, und wohl jede(r) wird im laufe des lebens die eigenen zielsetzungen mehrfach korrigieren."

jungs sind schon sonderbar in der beziehung. scheinbar sind wir nämlich in die generation der beziehungsunfähigen und innere-mitte-finder hineingeboren worden. bislang hats nur noch niemand gemerkt, da die jungs unserer generation ja erst jetzt alle 30 werden und anfangen, sich langsam auszupendeln.

eine bekannte zum beispiel, eine lange geschichte kurz erzählt. anfang 30, verheiratet. er sagt, er muss sich irgendwie grad selber finden und zieht aus. nach einem jahr sagt er, er hätte sich selber gefunden, da hat sie aber leider gerade schon jemand anders für sich gefunden. der widerum dann auch nach ein paar monaten sagt, er könne keine beziehung führen, da er sich selber finden müsse. und nun wartet man darauf, dass er anfängt, sich selber zu finden - denn nach seinen aussagen hat er in den vergangenen 3 monaten leider noch nicht die zeit gefunden, damit zu beginnen.

eine andere freundin, auch anfang 30. der mann zwischen 2 stühlen, und vor lauter bindungsunfähigkeit, trennungsunfähigkeit und entscheidungsunfähigkeit bewegt er sich keinen millimeter.

beziehungs- oder bindungsunfähig, unfähig zur emotionalen nähe, aufs selbstfindungskurs.
ich frage mich: was ist mit den männern los? und wo fängt man an, sich selber zu suchen? und ist man überrascht, wenn man gar nichts findet? oder enttäuscht, wenn man merkt, man findet genau das, was schon die letzten 30 jahre dort war? und wie pendelt man sich verdammt noch mal wieder ein, wenn man ständig davon läuft? bizzarerweise habe ich nämlich noch nie eine frau sagen hören, sie müsse ihre innere mitte finden oder gar sich selber.

seit einiger zeit habe ich die "ratschläge des herzens" von seiner heiligkeit der dalai lama auf dem schreibtisch liegen, und lese ein paar sätze, wenn es gerade passt.
in einem absatz, in dem er all diejenigen mit ängsten adressiert, schreibt er:

"das problem rührt von ihrer art zu denken her, nicht von einer tatsächlichen unfähigkeit."

vielleicht muss man sich diese tatsache öfter mal vor augen führen, wenn man meint, man wäre in einer tiefen krise, und versuchen, den standpunkt zu ändern. wenn das ginge, liebe jungs, würdet ihr euch und eurer umwelt einen grossen gefallen tun und nicht alle um euch in so grosser verwirrung zurück lassen.